Umberto Eco verbinden die meisten wahrscheinlich mit dem Buch oder Film „Der Name der Rose“. Außer Philosoph und Medienwissenschaftler war er aber vor allem ein hervorragender Schriftsteller von dem Texter und Schreiberlinge viel lernen können.

StudentInnen der Geisteswissenschaften ist Umberto Eco u.a. ein Begriff als Autor des Ratgebers „Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt“. Aber nicht nur WissenschaftlerInnen und StudentInnen, sondern jeder, der textet, sollte wissen, wie man gut schreibt: nämlich auf die Leser fokussiert und ihre Bedürfnisse erfüllend. Umberto Eco gibt 7 Tipps, die sich jeder Texter zu Herzen nehmen sollte.

„An wen man sich wendet.“

Wer schreibt – und kein Tagebuchschreiberling ist – schreibt normalerweise nicht nur für sich im stillen Kämmerlein. Sondern man verfasst Texte, die auch von jemandem gelesen werden sollen. Damit der Inhalt richtig rüberkommt, muss sich der Leser angesprochen fühlen. Er muss merken, dass der Text für ihn geschrieben wurde. Er versteht alles, der Text ist schlüssig aufgebaut, sodass der vom Anfang bis zum Ende sich begleitet und bei der Stange gehalten fühlt.
Wer Texte schreibt und damit etwas bezwecken will, muss wissen, „an wen man sich wendet“, wie Umberto Eco es auf den Punkt gebracht hat. Und meistens richtet man sich mit seinen Texten an ein größeres Publikum und weniger an einen elitären Kreis von Experten und Wissenschaftler vom Fach. Deshalb gilt nach Eco umso mehr:

„Einen Irrtum gilt es von vorneherein auszuräumen. Viele glauben, ein allgemeinverständlicher Text, in dem die Dinge so erklärt sind, daß alle sie verstehen, stelle geringere Anforderungen an die Ausdrucksfähigkeit als eine spezialisierte wissenschaftliche Untersuchung, bei der alles in Formeln ausgedrückt ist, die nur wenige Eingeweihte verstehen.“ (Umberto Eco, Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt, 10. Auflage, 2003, S. 183)

Dieses Zitat leitet perfekt über zu einem weiteren hilfreichen Hinweis von Umberto Eco:

„Ihr seid nicht Proust.“

Heißt: keine langen Sätze, keine ineinander verschachtelten Ungetüme. Nicht immer sind kompliziert verfasste Texte, die nur so strotzen vor lauter Fremdwörtern, auch tatsächlich von guten Wissenschaftlern verfasst. Gute Texte von guten Wissenschaftlern bzw. Schreiberlingen sind klar und allgemein verständlich.
Wenn es beim Drauflos-Schreiben doch passieren sollte, dass Sätze lang und länger werden: Einfach zu Ende schreiben und dann aufteilen. In aufeinanderfolgenden Sätzen zweimal dasselbe Subjekt zu verwenden, ist keine Schande. Zu viele Nebensätze verleiden dem Leser zudem das Verstehen.
Satzzeichen sind keine Zierde und helfen, einen Text zu strukturieren. Wichtig: Satzzeichen sollten korrekt gesetzt sein, sonst sagt ein Satz schnell mal etwas völlig anderes aus, als eigentlich gemeint ist: Zum Beispiel: „Franz sagt, Josef ist dumm.“ Oder: „Franz, sagt Josef, ist dumm.“

Tipps vom italienischen Schriftsteller Umberto Eco für richtig gute Texte und Lektorate

Mit dem italienischen Schriftsteller verbindet man meist „Der Name der Rose“. Umberto Eco liefert aber auch hilfreiche Tipps für eine gute Schreibe, von denen jeder Texter profitieren kann. Fotocredit: Christian Dworschak, www.dwoc.photography

 „Ihr seid nicht e. e. cummings.“

Cummings, ein amerikanischer Schriftsteller, war „Avantgarde“-Dichter und schrieb seinen Namen immer in Kleinbuchstaben. Er zerhackte seine Verse und verwendete Satzzeichen sehr spärlich. Wer einen Artikel über diesen Dichter schreiben möchte, weil er einen Blog zur amerikanischen Literatur betreibt, tut gut daran, die Art zu schreiben von e. e. cummings nicht zu kopieren. Denn nur weil ich über eine bestimmte Person oder ein bestimmtes Thema schreibe, muss ich nicht wie diese Person schreiben. „Ein Psychiater, der über Geisteskranke schreibt, drückt sich nicht wie ein Geisteskranker aus.“ Was Eco damit meinte: Schreiben Sie Ihren Text so, dass er allgemeinverständlich ist und nicht nur von einem kleinen, auserwählten Kreis von Insidern verstanden wird. Schreiben ist etwas sehr Persönliches und soll auch zu Ihnen passen.

„Definiert jeden Begriff, wenn ihr ihn zum ersten Mal verwendet.“

Kann man einen Begriff nicht verständlich erläutern, sollte er auch nicht verwendet werden. Mit Fachbegriffen um sich zu schmeißen, kann ordentlich nach hinten losgehen. Kann man auch nur ein Fachwort nicht definieren, gehört es nicht in den Text. Verwenden Sie also nur Begriffe in Ihren Texten, die entweder allgemein bekannt sind oder die Sie bei der ersten Nennung kurz und verständlich erklären.

„Schreibt alles, was euch durch den Kopf geht, aber nur im ersten Durchgang.“

Bevor man stundenlang vor dem weißen Blatt oder dem blinkenden Cursor am leeren Word-Dokument sitzt, hilft es, einfach drauflos zu schreiben. Und wenn es nur Stichworte sind, die das Thema, worüber man schreiben will, grob umreißen. Wer einfach drauflos schreibt, wird von der Begeisterung für das Thema getrieben. Das ist gut so. Soll der Beitrag auch veröffentlicht werden, muss ein korrigierender Durchgang her: Klammersätze fallen dem Rotstift zum Opfer, Abschweifungen, Füllwörter (eigentlich, besonders, ja …) müssen gelöscht werden.

„Rhetorische Figuren verwendet man oder man verwendet sie nicht.“

Wer rhetorische Stilmittel in seinen Artikel einbauen will, geht davon aus, dass der Leser sie versteht. Eine wichtige Argumentation im Text kann durch geschickt eingesetzte Rhetorik eindrucksvoll und eindrücklich überzeugen. Bildliche Sprache einzusetzen macht vor allem beim „Storytelling“ Sinn. Der Leser wird dadurch auf eine Reise mitgenommen und sein Verstand wird angeregt. Wer gerne bildlich und lebhaft schreibt, soll dies tun – aber bitte unbedingt dabei vermeiden, solche bildhaften Wendungen und rhetorischen Mittel zu erklären! Eco meint dazu in wenig bildhafter Sprache: „Hält man seine Leser für Idioten, dann sollte man keine rhetorischen Figuren gebrauchen, aber sie gebrauchen und sie erklären, heißt den Leser als Idioten zu bezeichnen.“

„Macht viele Absätze.“

Da muss Umberto Ecos Zitat nicht erklärt werden, oder? Immer dann, wenn es nötig ist, wenn der Text seinen Rhythmus vorgibt. Je mehr Absätze, desto besser. Absätze gliedern den Text und teilen ihn in mehrere genießbare Happen ein. Niemand mag lange Textwürste.